Liebe Viktoria-Fans, wir freuen uns Euch das Interview mit Peter Schlossarek zu präsentieren. Ihr erhaltet spannende Einblicke in die aktuelle Vorstandsarbeit, Visionen für die Zukunft und Gedanken zu unseren Erfolgen & Herausforderungen.
Peter, wie würdest Du die Geschichte und Bedeutung von Viktoria Winnekendonk beschreiben?
Unsere Viktoria blickt auf mehr als 100 Jahre Vereinsgeschichte zurück: das sind unzählige spannende und packende Fußball- und auch Volleyballspiele, tausende Laufkilometer, viele Radstrecken, schweißtreibende Turn- und Gymnastikstunden… Trainingseinheiten, Wettkämpfe mit Fairplay, Siege und Niederlagen.
Wenn ein Verein 100 Jahre alt werden konnte, muss immer ein hohes Maß an Identifikation der Mitglieder bestanden haben und auch weiterhin bestehen. In den Jahrzehnten gab es auch schwere Zeiten, die es zu überstehen galt. Wenn die aktiven und inaktiven Mitglieder nicht leidenschaftlich zu ihrem Verein gestanden hätten, würde es diesen sicherlich nicht mehr geben.
Vereine bieten den Menschen die Möglichkeit, sich ohne große Kosten sportlich zu betätigen und sich auch gemeinsam mit anderen aktiv zu engagieren. Dieses Engagement ist für den Zusammenhalt in der Gesellschaft sehr wichtig und bedeutet einen großen Gewinn an Lebensqualität. Für mich gelten Sportvereine und ihre Angebote als wirtschaftlicher Standortfaktor, genau wie Schulen, Verkehrsverbindungen, ärztliche Versorgung und Einkaufsmöglichkeiten – haben also eine enorme soziale Bedeutung für eine dörfliche Gemeinschaft.
Wie lange bist du schon erster Vorsitzender, und was hat dich dazu motiviert, diese Position zu übernehmen?
Im Rahmen der Mitgliederversammlung Anfang 2016 wurde ich als Nachfolger von Willi Verheien zum 1.Vorsitzenden gewählt, also vor neun Jahren.
Ich bin seit meiner Kindheit, d.h. seit mehr als 50 Jahren eng mit dem Sportverein verbunden, spiele seit der E-Jugend Fußball (heute allerdings einschränkt als „walking-footballer“) und Volleyball, habe geturnt und bin Marathon gelaufen.
Früher habe ich auch Jugendmannschaften trainiert, Vorstandsarbeit kenne ich bereits von meiner Mutter, die viele Jahre Oberturnwartin bei unserer Viktoria war sowie durch meine Frau Andrea, „Chefin“ unseres Lauf-/Walkingtreffs. Mir war schon immer bewusst, dass ein Verein u.a. von dem Miteinander seiner Mitglieder geprägt wird. Dieses Miteinander macht einen Verein wie unsere Viktoria aus, wobei es aber nie ohne Mitglieder geht, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Das kann als Trainer, Betreuer, Helfer oder eben auch als Vorstandsmitglied der Fall sein. Als ich seinerzeit von Werner Louven (1. Geschäftsführer) und Dodo Ophey (damals 2. Vorsitzende) gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könne, den Verein als Nachfolger von Willi Verheien zu führen, habe ich nach einer kurzen Bedenkzeit, recht schnell meine Zusage dazu gegeben.
Wie gesagt, ich kannte den Verein sowie die damals amtierenden Vorstandsmitglieder bereits recht gut, halte mich für gut vernetzt im Verein und im Dorf und bringe beruflich mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung als Geschäftsführer eines Unternehmens mit mehreren hundert Mitarbeitern ein.
Insofern den Verein getreu dem Motto „Bewährtes erhalten und Neues versuchen“ – gemeinsam im Team mit Vorstand und Mitgliedern – weiterzuentwickeln war und ist eine spannende Aufgabe und echte Herausforderung.
Welche langfristigen Ziele verfolgst du mit dem Verein?
Wir sind ein Breitensportverein und unsere Vereinsentwicklung ist kein Selbstläufer: man muss als Sportverein attraktiv bleiben und immer wieder prüfen, dass man keine Trends verpasst, genug Sportanlagen und vor allem genug qualifizierte ehrenamtlich Mitarbeitende hat.
Von der Organisation der Jugendarbeit inklusive Kinderschutz, Kooperationen mit Schulen/Krankenkassen etc., Fördermöglichkeiten/Sponsoring, Qualifizierung von Trainern/Übungsleitern/Helfern/Schiedsrichtern, Ehrenamt bis hin zu Veränderungen in den Sportangeboten (z.B. walking-football) haben wir in jüngster Zeit viele Ideen und Anregungen für unsere Ziele gefunden.
Wichtig ist mir dabei, dass wir unsere Mitglieder insgesamt erreichen: Aktive wie Passive, Alte wie Junge, unabhängig von Geschlechtern, ethnischer Herkunft sowie körperlicher Leistungsfähigkeit.
Welche Rolle spielt die Jugendarbeit?
Bereits seit Jahrzehnten wird bei uns großer Wert auf die Jugendarbeit gelegt – in allen Altersklassen von den Bambinis bis zur A-Jugend, Jungen wie Mädchen. Damit erfüllt unser Verein auch eine Aufgabe mit hoher sozialer Bedeutung, die in den letzten Jahren gerade aufgrund des veränderten Freizeitverhaltens und Wertewandels sicher zugenommen hat. Wir sind aktuell dabei, die dadurch bedingten Anpassungen in eine neue Jugendordnung einfließen zu lassen. Wichtige Bausteine dabei sind die Übertragung von Mitwirkung aber auch von Mitverantwortung an unsere jungen Vereinsmitglieder bzw. deren gewählte Vertreter im Jugendausschuss.
Vor einigen Wochen haben wir gemeinsam mit dem KSB (Kreissportbund Kleve-Geldern) ein Projekt gestartet, unsere Jugendarbeit noch weiter zu intensivieren, unsere jungen Mitglieder stärker einzubinden und eigene Ideen und Ziele zu entwickeln.
Was sind aktuell die größten Herausforderungen für den Verein?
Ich bin ja schon kurz auf die besondere Bedeutung von Ehrenamtlern eingegangen, die verlässlich auch unentgeltlich die Stützpfeiler eines Vereins zur Gewährleistung dessen Trainings- und Spielbetriebs sowie Vereinslebens sind:
Als Trainer, Übungsleiter, Betreuer, Platzwarte, Reinigungskräfte, Schiedsrichter und Vorstandsmitglieder und alle diejenigen, die „ja“ sagen, wenn mal „Not am Mann“ ist.
Aber auch als Elternteile, die Fahrten zu und von Sportveranstaltungen begleiten, sich bei Turnieren, Festivitäten u.ä. beteiligen, Standdienste übernehmen und beaufsichtigen. Wir sind froh, dass wir euch haben und können nicht deutlich genug DANKE sagen!
Insbesondere beim Kinderfußball und beim Kinderturnen gibt es weiterhin hohen Zulauf bzw. viele Nachfragen nach Aufnahme in unsere Gruppen. Beim Kinderturnen führt der Mangel an Übungsleitern und Helfern mittlerweile zu Wartelisten, beim Kinderfußball müssen aufgrund fehlender Trainer/Betreuer Spielgemeinschaften mit anderen Vereinen eingegangen werden. Gerade hier setzen wir auch auf das Engagement und die Bereitschaft, dass möglichst viele Vereinsmitglieder sich auch mal auf Veranstaltungen für wenige Stunden helfend einteilen zu lassen, oder im Trainings- und Spielbetrieb mitwirken. Angesprochen sind dabei gerade auch junge sportlich noch aktive Erwachsene oder auch inaktive Ältere, die alle ihre Erfahrungen gewinnbringend einsetzen und weitergeben können.
Altersbedingt wird es in absehbarer Zeit auch Nachfolgeregelungen auf der ersten Ebene unseres Vorstandes geben. In diesem Zusammenhang gilt es nicht nur die entsprechenden Personen dafür zu gewinnen, sondern auch unsere „in die Jahre gekommene“ Vereinssatzung zu überarbeiten und anzupassen.
Bei meinem Amtsantritt habe ich die Rolle der Lokalpolitik bzw. die Abhängigkeit von Entscheidungen des Rates und der Verwaltung der Stadt Kevelaer auf unser Vereinsleben sicher deutlich unterschätzt. Die Erfahrungen mit dem Kampf um unseren Kunstrasenplatz und um auch nur annähernden Ersatz für die ehemaligen Sportanlagen an der Kevelaerer Straße, haben die ganze Tragweite leider schmerzlich zu Tage gebracht. Vor dem Hintergrund der angespannten städtischen Haushaltslage wird es zukünftig für uns umso wichtiger, neben dem ehrenamtlichen Engagement, Fördermittel zu generieren, Sponsoren zu finden sowie Gelder durch Veranstaltungen wie z.B. Turniere, Aktionstage u.ä. einzunehmen.
Hier spielt auch unsere Vereinszeitschrift „Sportpanorama“ eine nicht zu unterschätzende Rolle, sowohl für die in- und externe Kommunikation als auch für unsere Finanzierung. Die Suche nach gewerblichen Inserenten ist hier weiterhin eine echte Aufgabe.
Im Zusammenhang mit dem Thema „Kommunikation“ hat auch die Nutzung der sozialen Medien eine enorme Bedeutung gewonnen. Die Umsetzung von Wünschen und Möglichkeiten setzt aber auch hier Ehrenamtler voraus, die hier Aufgaben übernehmen: hier suchen wir bereits seit geraumer Zeit nach Unterstützung.
Grundsätzlich sind „Ordnung und Sauberkeit“ ein Dauerthema. Hier geht es einmal um den Zustand unserer Sportanlagen hinsichtlich Verunreinigungen und Beschädigungen, des Weiteren um den Verbrauch von Strom, Gas, Wasser in den Umkleiden sowie den Umgang mit Spiel- und Trainingsmaterial und Sportkleidung. Die Stabilität, unserer Mitgliedsbeiträge ist insofern u.a. auch abhängig vom Anspruchsdenken und Verhalten unserer Sportler*innen.
Sportlich ist mir persönlich wichtig, alle Abteilungen in unserem Verein „lebendig“ zu halten und weiter zu entwickeln. Dazu gehört u.a.:
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- durchgängig alle Kinder- und Jugendmannschaften bis hin zur A-Jugend zu besetzen
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- die Spitzenpositionen der 1. und 2. Herrenfußball-Mannschaften bis zum Saisonende zu halten
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- ambitionierten Jugendspielern eine attraktive Heimat und Entwicklung zu bieten
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- den Stand unserer Mädchen- und Damenteams zu stabilisieren
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- für alle Interessierte sowohl Freizeit- als auch Leistungsturnen anzubieten und weiter zu entwickeln
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- weiteren „Nachwuchs“ für unseren Lauftreff, die Volleyballer und Radsportler zu finden und zu halten
Was war dein schönster Moment im Verein, und was motiviert dich persönlich, dich so stark für den Verein zu engagieren?
Die schönsten Momente habe ich im Rahmen unseres 100jährigen Jubiläums 2022 erfahren dürfen: angefangen von den spannenden Arbeiten zur Erstellung unserer wirklich gelungenen Chronik, über den Heimatabend mit der Proklamation unseres verdienten Festkettenträgers Rainer Luyven und seines Bruders Jürgen zum Adjutanten, die phantastischen Kirmestage sowie unser eigentlicher Festtag im Sportpark mit Einweihung des neuen Kunstrasenplatzes waren einfach großartig! Der Aufstieg unserer 1. Herren-Fußballmannschaft war dann noch das Sahnehäubchen obendrauf.
Aber es gab in den letzten 8 Jahren immer wieder tolle Momente, die gezeigt haben, dass der Verein lebt: „Teamgeist aus Leidenschaft!“
Dieses Miteinander sowie die Begeisterungsfähigkeit unserer Sportler, der Vertrauensbeweis durch die hohe Anteilnahme an unseren Mitgliederversammlungen, der Zusammenhalt in kritischen Situationen wie z.B. in Verbindung mit der Errichtung unseres Kunstrasenplatzes, die Loyalität bei gemeinsamen Aktionen wie z.B. dem Waffelbacken für die Flutopfer an der Ahr oder die tolle Anteilnahme an den seit dem letzten Jahr wiederbelebten Kinder-/Jugendturnieren ist für mich immer wieder genug Motivation, mich für den Verein zu engagieren.
Was wünschst du dir für die Zukunft von Viktoria Winnekendonk?
Ich hoffe, dass wir alle gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen erfolgreich meistern werden, um unsere Ziele zu erreichen.
Ich wünsche uns weiterhin viel Spaß am Sport, an geselligen Unternehmungen, an Zusammengehörigkeit und Teamgeist mit Leidenschaft als Geheimnis des Erfolges, um damit auch die wichtige soziale Aufgabe unseres Vereins im Dorfleben Winnekendonks erfüllen zu können.
Hoffen wir, dass es weiterhin so viele „positiv Verrückte“ gibt, die die Geschicke und die Geschichte unseres Vereins für die nächsten 100 Jahre glücklich lenken.